10.02.2016

Fastenserie 2016

Spirituell auf Ostern vorbereiten

Sieben Wochen dauert die Fastenzeit. Zeit, sich auf Ostern vorzubereiten. Aus diesem Grund stellen Ihnen Redakteure der Kirchenzeitung hier jede Woche ein Buch vor, das sich zur Vorbereitung auf Ostern eignet.

Fastenserie – 7. Woche

Exerzitien für Zuhause – zur Barmherzigkeit

Von Ruth Lehnen

Schon wieder hat es nicht geklappt. Etwa eine halbe Stunde am Tag will ich den "Exerzitien im Alltag zum Thema Barmherzigkeit" widmen, das dazugehörige Büchlein aufschlagen, still werden, Worte aus der Bibel lesen und das große Thema Barmherzigkeit bedenken, das laut Papst Franziskus "die Quelle der Freude, der Gelassenheit und des Friedens" ist. Das tut mir gut, das weiß ich. Trotzdem sind die Tage vor Ostern so voll, und dann... schaffe ich es einfach nicht.

Anleitung zu Exerzitien im Alltag
 

Aber in dem Buch zu diesen Exerzitien im Alltag, das die Exerzitienbegleiter Martina Patenge, Alois Nagelschmitt und Walter Mückstein herausgegeben haben, lerne ich vor allem eins: "Gottes liebevoller Blick erinnert mich daran, selbst liebevoll zu sein." Auch zu mir selbst. Ich werde also für die Exerzitien, die vier Wochen dauern sollen, ein wenig länger brauchen. Bis Ostern schaffe ich es nicht.

Exerzitien im Alltag zum Thema Barmherzigkeit lassen sich aber auch noch von Ostern bis Pfingsten machen. Oder immer dann, wenn das Gefühl entsteht, Erfrischung und Stärkung zu brauchen. Denn diese Exerzitien sind zwar Übungen, wie das Wort "Exerzitien" schon sagt, aber sie kommen nicht mit Strenge daher, eher wie eine Einladung. In vier Schritten und vier Wochen geht es darum:

.– "Gott ist gnädig und barmherzig"; – das zeigt sich im Gleichnis vom barmherzigen Vater und dem verlorenen Sohn, – von Jesus zu lernen heißt lieben lernen, – und selbst barmherzig zu handeln könnte eine Antwort sein auf Jesu Zusage "Selig sind die Barmherzigen!"

Das Buch gibt eine genaue Anleitung, eine Gebets- oder stille Zeit zu gestalten. Es ermuntert zur Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und Gott; und es bezieht kleine Körper- oder kreative Übungen mit ein, denn Barmherzigkeit ist nicht nur Kopfsache.

Pastoralreferentin Martina Patenge, Pfarrer Alois Nagelschmitt, Pfarrer Walter Mückstein: ",Kommt zu mir!' Exerzitien im Alltag zum Thema Barmherzigkeit", herausgegeben vom Zentrum für Glaubensvertiefung und Spiritualität im Bistum Mainz, dort auch zum Selbstkostenpreis zu beziehen: Postfach 1150, 55381 Bingen; Telefon: 06721/18575-11

www.exerzitien-im-alltag.info

 

Fastenserie – 6. Woche

Lieber MIT statt OHNE

Von Maria Weißenberger

Cover 7 WochenSieben Wochen ohne – danach war mir so ganz und gar nicht. Kein Wunder, dass mich das Büchlein „7 Wochen MIT großartigen Kleinigkeiten“ anlachte, das ich zwischen den vielen Fastenbegleitern entdeckte, die der Buchmarkt bietet. Zumal – dem herkömmlichen Verständnis von Fasten ganz und gar nicht entsprechend – das Foto eines dieser kleinen bunten, Cupcakes genannten Kuchen auf der Titelseite prangt. Direkt neben dem Untertitel „Reich beschenkt durch die Fastenzeit“.

Der Gedanke der Autorin Ines Emptmeyer gefällt mir: Sie will in den Wochen vor Ostern den Blick auf die kleinen Kostbarkeiten lenken, die wir oft so unbedacht mitnehmen. Mich an einer leckeren Pizza erfreuen, mal wieder eine Marmelade kochen (oder bewusst eine besonders gute kaufen) oder einen Kuchen backen – das macht aufmerksam darauf, dass dies alles keineswegs selbstverständlich ist. Dass ich beschenkt bin, indem ich gerade hier lebe, wo es Lebensmittel im Überfluss gibt. Dass ich dafür dankbar sein kann.

Nein, es geht nicht darum, jetzt Verzicht durch Völlerei zu ersetzen. Überhaupt geht es nicht nur um Nahrung für den Leib – und nicht nur um Nahrung für mich selbst.

Nehmen wir das Beispiel der Dankbarkeit: Warum nicht etwas vom Kuchen abgeben – um Freude und Genuss mit jemandem zu teilen? Oder einmal ganz bewusst einigen Menschen zeigen, dass ich ihnen dankbar bin. Mit einer Karte oder einem Zettelchen, einer SMS oder E-Mail. Für jeden Tag bietet Ines Emptmeyer Impulse zum „Andersdenken“ und Anregungen zu solchen kleinen Aktionen. „Mit Detailblick – weil’s so schön ist“ oder „Mit Ermutigung – weil’s  so gut tut“ oder „Mit Herzenslust – weil’s Gott entspricht“ lauten etwa einige Überschriften. Zurzeit heißt es „Mit Kinderaugen die Welt betrachten – weil’s oft genug zu ernst ist“. Mal fünfe gerade sein lassen. Mal drüber nachdenken, ob wirklich alles so wichtig ist, wovon du dir Zeit, Kraft und Nerven rauben lässt.

Zu einfach? Vielleicht schwerer, als sieben Wochen keinen Kuchen zu essen oder keinen Wein zu trinken. Zumindest für Leute, die nicht dazu neigen, es sich zu leicht zu machen. Weil, und da sind wir bei der Überschrift zur siebten Woche, die einfache Tour nicht wirklich spannend ist. Nicht wirklich weiterbringt.

Querdenken ist angesagt ab Mittwoch der Karwoche. Keine Kleinigkeit. Nicht mit dem Strom schwimmen. Mit Jesus gehen. Mehr als sieben Wochen lang. Ein großartiges Geschenk.

Ines Emptmeyer, 7 Wochen mit großartigen Kleinigkeiten, reich beschenkt durch die Fastenzeit, Neukirchener Aussaat, 8,99 Euro

 

 

Fastenserie – 5. Woche

Ostern – Das Fest der Auferstehung. Was sagt die Bibel dazu?

Cover "Der Tod und seine Überwindung"Im Buch „Der Tod und seine Überwindung“ beschäftigt sich Thomas Hieke mit dem Verständnis von Tod und Auferstehung im Alten und im Neuen Testament. Wie haben sich die Menschen in den Büchern des Alten Testaments den Tod vorgestellt? Wie haben sie ihre Toten bestattet und welcher Glaube lässt sich daraus ablesen? Der Autor beschreibt die Vorstellung von einer Unterwelt („Scheol“), in der die Toten ein Schattendasein fristen. Es ist eine Existenz, die nicht als Leben bezeichnet werden kann. Diesem Verständnis nach gibt es keine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten, auch wenn die Menschen immer wieder versuchten, Kontakt zum Jenseits herzustellen. Diese Unterwelt ist die Grundlage, aus der sich im weiteren „Verlauf“ der Bibel schließlich die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod entwickelt.

Neben der Beschreibung dieser frühen Vorstellungen des Jenseits beschreibt das Buch auch, wie die Menschen mit ihren Toten umgingen, welche Bestattungs- und Trauerriten es gab. Darüber hinaus geht es auch um Deutungsfragen, also etwa ob der Tod in der Bibel als eine Strafe Gottes angesehen wird.

Im zweiten Teil des Buches befasst sich Hieke mit dem Neuen Testament. Auf den Tod und die Auferstehung Jesu geht der Autor eher kurz ein, das Alte Testament macht einen größeren Teil des Buches aus. Dies ist kaum verwunderlich, denn Thomas Hieke ist Professor in der Abteilung Altes Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz.

Auch wenn Thomas Hieke in seinem Buch auf das Neue Testament nicht so ausführlich eingeht wie auf die Schriften des Alten Testaments, wird dennoch die Entwicklung des Glaubens der Menschen deutlich. Hieke beantwortet die Frage, wie sich aus dem Glauben der Menschen im Alten Testament mit der Zeit die Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben entwickelt hat, die sich im Neuen Testament zeigt.

Das Buch liest sich wie eine Vorlesung, ist aber auch ohne Theologie-Studium gut verständlich. Es wird durch zahlreiche Bibelzitate ergänzt und erklärt an mehreren Stellen, welche Bedeutung einzelne Begriffe in den verschiedenen Übersetzungen haben.

Eine lohnenswerte Vorbereitung auf Ostern.

Gelesen von Julia Hoffmann

 

Thomas Hieke, Der Tod und seine Überwindung. Was die Bibel sagt, Te Deum Verlag, 8,95 Euro.

 

 

 

Fastenserie – 4. Woche

Dem Feind vergeben – das heilt deine Seele und befreit

Cover: Wer vergibt heilt sich selbst„Dem vergeben? Niemals!“ Die Frage nach der Vergebung ist so alt wie die Menschheit und seit Menschengedenken ein schwieriges Unterfangen. Im „Heiligen Jahr der Barmherzigkeit“ lohnt es sich, auf menschliche Verhaltensweisen wie Hass, Rache und Vergeltung,  aber auch Reue, Versöhnung und Vergebung zu schauen. Der amerikanische Pastor Johann Christoph Arnold hat sich intensiv damit auseinandergesetzt. Seine Erfahrungen hat der Therapeut und geistliche Begleiter in einem Buch zu Papier gebracht. Der Titel fasst den Inhalt zusammen: „Wer vergibt, heilt auch sich selbst.“

Die Geschehnisse, über die der evangelische Geistliche mit familiären Wurzeln im deutschen Sprachraum schreibt, sind meist dramatisch: Zeugnisse von Auschwitz-Überlebenden, von Opfern brutaler Gewalt oder von Angehörigen Ermordeter. Immer wieder steht die Frage im Mittelpunkt: Wie kann da vergeben werden? Mit Blick auf das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz lohnt es, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen.

Wenn der Autor von der heilenden Wirkung der Vergebung schreibt, geht es ihm nicht um Vergessen oder Ungeschehen machen. Beispiel Holocaust: Wenn eine Überlebende einem KZ-Arzt 50 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz vergibt, dann ist damit die Hölle und das Leid nicht vergessen. Aber, so die Erkenntnis der Auschwitz-Überlebenden: „Vergib auch deinem schlimmsten Feind. Das heilt deine Seele und macht dich frei.“ Dies setzt aber voraus, dass wir das Leid und die Schmerzen annehmen, wenn sie uns selbst treffen oder wir es sehen und fühlen bei anderen. Pastor Arnold:  „Wir können nicht heilen, wenn wir nicht bereit sind, uns auch verletzen zu lassen.“

Hans-Joachim Stoehr

 

Johann Christoph Arnold, Wer vergibt, heilt auch sich selbst, Verlag Kreuz, 12,95 Euro

 

 

Fastenserie – 3. Woche

Religionsübergreifende Impulse während der Fastenzeit

Von Sara Mierzwa

Weisheit auf etwa zehn Zeilen in nur einer Minute - geht das? Oder ist der Titel des Buches „Eine Minute Weisheit“ von Anthony de Mello nicht nur Ausdruck der steigenden Beschleunigung unserer Zeit, mit der Idee, im Tagesablauf noch Weisheit unterzubringen? 

Eine Minute Weisheit von Anthony de MelloNein, es ist mehr. Jeder der in einer Minute gelesenen Texte kann Gedanken anstoßen, die weiter durch den Tag begleiten. Die Texte sind oft in Schüler-Meister Form mit einer Frage und Antwort geschrieben. Der Leser kann sich in die Rolle eines Fragenden begeben, der um Rat fragt. Eine Rolle, die im Erwachsenenleben manchmal verloren geht. Das praktische Schlagwortverzeichnis im Anhang bietet eine Orientierung für den Leser, welches Thema ihn gerade beschäftigt: Wunder, Rätsel oder Frustration – aus rund 200 Begriffen kann ein Text gewählt werden.

Der Autor Anthony de Mello (1931 bis 1987) war Jesuit und wurde in Indien geboren. Er studierte Philosophie, Theologie und Psychologie. In seinen Texten und Kurzgeschichten mischen sich christliche Spiritualität und Glaubenstradition aus dem Hinduismus und Buddhismus. Er selbst schreibt über sein Buch „Der Meister dieser Geschichten ist nicht eine einzige Person. Er ist Laotse und Sokrates, Buddha und Jesus, Zarathustra und Mohammed“.

Ein Fastenbegleiter, der christlich verwurzelt ist, und den Horizont auch für Impulse aus anderen Religionen weitet.

Anthony de Mello: „Eine Minute Weisheit“, Herder Taschenbuch, 12 Euro

 

 

Fastenserie – 2. Woche

Beredtes Schweigen – mehr als ein Fastenimpuls

Von Anja Weiffen

Cover "Innere Stille finden"Wer zwölf Jahre in einem Schweigekloster verbracht hat, der hat was zu sagen. Miek Pot war als Novizin in zwei Kartäuserklöstern, in den Ardennen und in Südfrankreich. Aus dieser Erfahrung heraus hat die Frau aus Belgien, Jahrgang 1960, das Buch „Innere Stille finden. Der kontemplative Weg“ verfasst. Darin beschreibt sie den Abstieg in die eigene Seele, auf deren Grund sie Gott sucht.  Der kontemplative Weg –  für sie kein Wellness-Programm. Askese, das bedeutet nicht nur „sieben Wochen keine Süßigkeiten“ oder „mal den Fernseher auslassen“. Für sie dauert der Weg nach innen ein Leben lang. Sie schreibt: „Stille ist ein Weg zum Sein. Es hat mit unserem Wesen zu tun. Damit ist nicht die äußere Stille gemeint, sondern ein innerer Weg, der zu uns selbst führt.“

Auf diesem Weg prophezeit die Autorin Suchenden schöne aber auch dunkle Stunden. Verankert hat Miek Pot ihre Suche nach Gott im Vorbild der Wüstenväter, die bewusst in die Einsamkeit gingen. Auch Jesus zog sich für 40 Tage in die Wüste zurück. Die frühchristlichen Mönche in der Wüste Ägyptens und Syriens entwarfen aus Gebet, Arbeit und innerer Stille ihr Lebensprogramm.

Warum Miek Pot in ein Schweigekloster ging, erfährt die Leserin nicht. Dafür entdeckt man beim Lesen das Interesse der Autorin an Etty Hillesum, die sie immer wieder zitiert. Die niederländisch-jüdische Lehrerin, die 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde, legte durch ihre Tagebücher Zeugnis ab von ihrem spirituellen Weg.

Die Autorin Miek Pot lässt ihre Leser teilhaben an ihren Vorbildern und an ihrem beredten Schweigen. Ein kurzweiliges Buch als Fasten- und Lebensimpuls.

Miek Pot: „Innere Stille finden. Der kontemplative Weg.“ Scorpio Verlag 2015, 14,99 Euro

Mehr Informationen: www.miekpot.com

 

 

Fastenserie – 1. Woche

Auf Ostern zugehen mit Richard Rohr

Von Johannes Becher

Cover von Richard Rohrs Buch: Dem Wunder begegnenLieblingsschriftsteller. Das sind Menschen, die Worte finden für das Innerste. Die mit ihrer Sprache den Alltag aufrauen. Damit nicht immer alles glatt so einfach runterspült. Damit das Herz brennt. So einer ist Richard Rohr. Der amerikanische Franziskaner ist ein spiritueller Guru. Vor allem für den Mann im Mann. Man muss nicht jeden seiner Zugänge gut finden. Wenn er die indianische Tradition allzu sehr feiert, dann streikt mein inneres Ego. Aber seine Grundgedanken! Jener zum Beispiel, dass man nicht immer schwarz und weiß malt oder nur im „Entweder-Oder“ denkt. Dann ist sein Plädoyer für das „und“ so oft hilfreich.

Nun also auf Ostern zugehen. Da kommt „ein neuer Rohr“ gerade recht: „Dem Wunder begegnen“ heißt das Buch. Biblische Impulse, die der Mönch aus einer Wüstenzeit in Arizona mitgebracht hat. Er nennt sie selbst „Appetithappen“. Einen Gebetsanfang für jeden Tag der Fastenzeit: „Ich möchte, dass sie selbst in diese wundersame Schleife des göttlichen Dialogs eintauchen und auf die Worte hören, die aus ihrem eigenen Herzen kommen.“ Die „wundersame Schleife“, die Rohr selbst täglich beim Meditieren der Bibeltexte vollzieht, kommt einem vor, wie ein himmlisch-innerliches Looping: Göttliches spiegelt sich im eigenen „kleinen Selbst“. Ganz tief drinnen.

Besonders sympathisch: Immer wieder ist bei Rohr die Erinnerung daran, dass er – Richard – mit seinem Schreiben ja letztlich im Dienst eines anderen, Größeren, steht. Das gefällt mir, als Träger des Namens von Johannes dem Täufer natürlich besonders gut (ich bin nicht wert, ihm die Schnürsenkel zu öffnen).

Also: Immer schön offen bleiben für die Begegnung mit Gott. Wo und wie und wann auch immer…

Richard Rohr: „Dem Wunder begegnen. Durch die Fastenzeit bis Ostern“, Herder, 9,99 Euro