26.03.2014
Jahresserie Ü 50 – mittendrin! (3) – Zusammen? Älter werden
„Ein Sträußchen Maiglöckchen“
Es gibt sie: Ehen, die halten. Und das in weit größerer Zahl, als es manche Schlagzeile glauben macht. Für unsere Jahresserie haben wir zwei Menschen besucht, die auch mit (mehr als) 50 Jahren noch mit dem Partner verheiratet sind, zu dem sie einmal Ja gesagt haben. Von Barbara Schmidt.
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Ein Tipp der Broßlers fürs gelingende Zusammenleben: Sich an gemeinsam Erlebtes erinnern. Dabei „Belastungsproben“ nicht ausblenden. Foto: Barbara Schmidt |
Es sind auch die vermeintlichen Kleinigkeiten, die eine Liebe lebendig halten. Davon sind Astrid und Peter Broßler überzeugt. „Ein lieber Zettel im Bad, ein Sträußchen Maiglöckchen, weil ich die gern mag, oder als SMS ein Smiley mit der Botschaft: ‚Ich wünsch Dir einen schönen Tag‘, sowas in der Art“, nennt Astrid Broßler Beispiele, wie sie und ihr Mann sich gegenseitig zeigen, dass sie den anderen im Blick haben, liebevoll an ihn denken.
Astrid und Peter Broßler aus Kelkheim sind auch nach 27 Jahren Ehe überzeugt: „Kleinigkeiten“ halten die Liebe lebendig
Bei den Broßlers spielt dabei die Zahl 12 häufig eine Rolle. Astrid Broßler erläutert, warum: „Der 12., das ist unser Tag. An einem zwölften haben wir uns kennengelernt, an einem zwölften haben wir uns verlobt und an einem zwölften haben wir auch geheiratet.“ Nicht nur jedes Jahr, sogar jeden Monat erinnerten sie sich am 12. daran. Allerdings ist es das Datum der standesamtlichen Trauung vor bald 27 Jahren, wie Ehemann Peter ergänzt. Denn von den Wochentagen her kam es damals einfach so aus, dass sie sich am 13. Juni 1987 das Ja-Wort in der Kirche in ihrem Heimatort Oberreifenberg gegeben haben.
Nicht verheiratet gefühlt ohne Kirche
Nicht nur vor dem Standesbeamten sondern auch vor Gott sich die Treue zu versprechen, „in guten wie in bösen Tagen“, das war beiden Eheleuten wichtig. „Da sind wir geprägt durch unsere Eltern, die immer aktiv in der Gemeinde waren“, sagt Peter Broßler. „Ich hätte mich auch nicht verheiratet gefühlt ohne Kirche“, ergänzt seine Frau. Immer wieder erinnert sich das Paar gern an den Tag, an dem es „Hunde und Katzen geregnet hat“, wie der Ruppertshainer schmunzelnd erzählt. An gemeinsam Erlebtes denken, sich schöne, aber auch schwere Zeiten ins Gedächtnis zu rufen und wieder einmal darüber zu reden, wie das war, wie man etwas erlebt und geteilt hat, das tun die Broßlers häufiger. Die ers-ten Jahre, die sie genutzt haben, sich besser kennenzulernen, sind dann genauso Thema wie die Zeit, als aus dem Paar eine Familie wurde.
Die selbstständige Kosmetikerin und der Technische Angestellte in der Chemischen Industrie blenden dabei nicht aus, dass es auch manche Belastungsprobe gab. Nicht leicht seien etwa die Jahre gewesen, sagt Astrid Broßler, in denen sie nach der Geburt der beiden Kinder immer recht bald wieder berufstätig gewesen sei und die Familie zugleich über vier Jahre noch einen Hausbau in Eigenleistung umsetzte. „Das war für uns beide nicht ganz einfach, so eine Belastung, das geht an einer Beziehung nicht vorbei“, nickt Peter Broßler. Da sei die gemeinsame Basis wichtig gewesen – ein Wort, das der 51-Jährige im Gespräch immer wieder verwendet. „Diese Basis war der sichere Rückzugsort in der Beziehung.“
Zu dieser Basis gehört, dass sich beide von Anfang an einig darin waren, dass ihnen Familie und ihr Zusammenhalt ein ganz großer Wert ist – so, wie sie es von ihren Herkunftsfamilien kannten. Das helfe, auch in schwierigen Zeiten „das konstruktive Gespräch zu finden, aufeinander zuzugehen, nicht nur ‚Ich‘ zu sagen“, formuliert Peter Broßler, was sie gemeinsam erfahren haben.
Gut getan habe ihrer Liebe, dass sie es trotz aller Anforderungen auch mal wagten, „fünfe gerade sein zu lassen und einfach ein ganzes Wochenende ausgebüxt“ seien. Die Eltern unterstützten das, indem sie die Sorge um die Kinder übernahmen. Tage waren das, aus denen das Paar neue Kraft schöpfte, auch für das Miteinander.
Die „neue Freiheit“ genießen
Mittlerweile sind die Kinder erwachsen und auf dem Sprung in die Selbständigkeit. Eine neue Phase auch für die Beziehung, die die Broßlers ganz bewusst auch als solche wahrnehmen – und sogar genießen, wie Astrid Broßler berichtet. „Die Ruhe im Haus, einfach mal zusammensitzen, oder spontan sagen können, wir gehen etwas essen, das ist so eine neue Freiheit.“ Überhaupt empfinden es die beiden schon lange als schönstes Geschenk, wenn sie „füreinander Zeit haben“.
Was wird, wenn die Kinder das Haus endgültig verlassen haben, darüber macht sich das Paar schon jetzt Gedanken und überlegt gemeinsam, wie die freien Zimmer genutzt werden könnten. Nicht immer seien sie gleich einer Meinung. Da sei es oft gut, das Ganze ein bisschen ruhen zu lassen. Am Ende komme man dann auf einen Nenner. Das ist beiden wichtig – ebenso wie auch je Eigenes zu haben, was der andere respektiert. Bei ihm sind es das Fotografieren oder das Segeln, sie engagiert sich in der Pfarrei und fährt einmal im Jahr nach Lourdes.
Im Gespräch bleiben und zuhören können
„Kraft und Halt“ gebe ihr der Glaube, sagt Astrid Broßler. Das ist für ihren Mann nicht anders. Zu akzeptieren, dass er dabei eine andere Spiritualität hat, gehört für sie zur „Achtung voreinander. Respekt, Vertrauen, die Liebe“, zählt sie auf, was sie für die Grundlagen einer gelingenden Beziehung hält. „Und im Gespräch bleiben, zuhören können“. Das ist kein Widerspruch zur Feststellung der beiden, oft schon an einem Gesichtsausdruck, oder „an der Art, wie er die Haustür aufschließt“, zu erkennen, wie’s dem anderen gerade geht. „Gut drüber reden“, sagt Peter Broßler, sei ein ganz zentraler Punkt für das Miteinander, als Paar, wie als Familie. Jeder entwickle sich ja auch für sich, sagt seine Frau. Und so könne, bei aller Vertrautheit, doch immer mal wieder der eine den anderen überraschen. Und auch das, sind beide sicher, tut ihrer Ehe gut.