Filmkritik

Schädel aus Pappmaché und Gerippe aus Tuch schieben sich durch die Straßen von Mexiko-City. Der „Dia de los muertos“, das mexikanische Allerheiligen, ist die Startkulisse des neuen Bond-Streifen „Spectre“. So düster wie der Auftakt so übermächtig ist diesmal der Gegner des Geheimagenten. Kann 007 dem fleischgewordenen Tod etwas entgegen setzen? Gesehen von Anja Weiffen.

Nach seiner spektakulären Auferstehung in „Skyfall“ ist James Bond als Agent wieder an Bord des MI6. Doch ohne die schützenden Hände von M bekommt er zunehmend Gegenwind. Drohnen sollen seinen Job ersetzen. Ein Video-Testament seiner verstorbenen Chefin setzt ihn auf die Spur eines wahren Kraken des vernetzten Verbrechens. James Bond streift mit seinem Bond-Mobil nur die Gefilde des Vatikans, um in einem finsteren Palazzo die Stimme des Bösewichts alias Oskar-Preisträger Christoph Waltz zu hören. Der hat Bond bereits erwartet.

In den österreichischen Alpen trifft Bond die Psychologin Madeleine Swann, deren Vater in den Diensten des Kraken „Spectre“ stand. Zusammen mit der intelligenten und wehrhaften Schönheit macht sich 007 auf zur Kindheitsbewältigung – und schliddert dabei tief in die eigene Vergangenheit.  In der nordafrikanischen Wüste kommt es zum ersten Show-down.  Swann und Bond sind längst ein Liebespaar – fast auf Augenhöhe. Und die Neue ist drauf und dran, Bonds Herz zu erobern. Wird James seine große Liebe Vesper vergessen können? Seit dem neuen Bond gespielt von Daniel Craig darf sich der Geheimagent ernsthaft verlieben.

Der raue Bond lässt die Zuschauer auch in diesem Streifen in seine tiefe Seele blicken: zerrissen, vom Leben gezeichnet, lernfähig – auch wenn der Charme immer mal wieder auf der Strecke bleibt. Denn James Bond als aalglatten Dandy hat Produzentin Barbara Broccoli zum Glück längst in die Mottenkiste gesteckt. Nach dem umjubelten Film „Skyfall“ zum 50. Jubiläum der Bond-Reihe wirkt „Spectre“ blasser. Doch stille Wasser sind tief. Diesmal erringt Bond sogar einen moralischen Sieg: Nur die Liebe kann den Tod bezwingen. Wer hätte das 007 je zugetraut?

Schnell-Check (maximal 5 Punkte)

Humor
Romantik
Spannung
Spiritueller Tiefgang
Insgesamt empfehlenswert