23.03.2016

Wie „U 20“ im Kirchenchor funktioniert

„Da ist Pfeffer dahinter“

An Karfreitag ist sein erster Auftritt. Seit kurzem leitet Tobias Keil den Kirchenchor „Cäcilia“ in Mainz Laubenheim. Altersunterschiede sind für den 19-Jährigen kein Problem. Von Karin Weber.

Tobias Keil mit Sängerinnen des Kirchenchors „Cäcilia“ Foto: Karin Weber
Chorleiter Tobias Keil im Gespräch mit Sängerinnen   Foto: Karin Weber

Tobias Keil spielt an der Orgel der Pfarrkirche Mariä Heimsuchung, probt die ausgesuchten Orgelwerke. „Mit Orgelspielen hat alles angefangen“, sagt der 19-Jährige. Damals, 2010, sei er geradezu ins kalte Wasser gestoßen worden.

Für die Orgel wurde ein Nachfolger aus der Gemeinde gesucht. Die Wahl fiel auf den damals 14-jährigen Klavierspieler, der auch als Gitarrist in der Jugendband der Gemeinde aktiv war. Ein halbes Jahr Orgelunterricht durch Chorleiter Rolf Mayer genügte, fortan durfte Tobias die Manuale der Orgel anschlagen. Schnell machte der Schüler Fortschritte. Neben der Schule absolvierte er seine C-Ausbildung zum Organisten und Chorleiter am Institut für Kirchenmusik in Mainz.

Einstimmiges Votum für den „Laubenheimer Bub“

Im Dezember musste Mayer sein Amt als Chorleiter aus beruflichen Gründen abgeben, der Chor machte sich auf die Suche nach einem Dirigenten. Dabei fiel das einstimmige Votum der Sängerinnen und Sänger auf Tobias Keil. Der „echte Laubenheimer Bub“ war nicht nur als Organist bekannt, sondern ist zudem im Kammermusikensemble Laubenheim als Gitarrist, Geiger und Cembalo-Spieler aktiv. „Ich habe es mir zwei Mal überlegt, da die Leitung eines Chors auch mit großem Zeitaufwand verbunden ist“, sagt der Jurastudent im zweiten Semester.
Sein Ziel ist es, die Kirchenmusik moderner zu gestalten, das Repertoire zu erweitern, nicht nur auf Barock und Klassik zu setzen. „Dafür bietet das neue Gotteslob einen guten Ansatz“, sagt er.

Wie in vielen Kirchenchören sind auch in Laubenheim überwiegend ältere Menschen gesanglich aktiv. Der Altersdurchschnitt lag bei 65 Jahren. Der neue Dirigent rührte gemeinsam mit Pfarrer Gerold Reinbott die Werbetrommel, sodass nun neun Neue den Weg zur „Cäcilia“ gefunden haben. „Davon sind vier etwa in meinem Alter“, sagt Tobias Keil. Für die Qualität eines Chors sei es wichtig, genügend frische Stimmen zu haben. „Die kann man besser bilden, man kann eher technisch arbeiten.“ So profitieren die „Alteingesess

enen“ von den frischen Stimmen, die eine Motivation für die Älteren seien, während die Neumitglieder von den Erfahrungen der Senioren lernen, sagt Keil. „Sie profitieren voneinander.“

„Man kann auch mit den Augen dirigieren“

Nach und nach füllt sich der Pfarrsaal, in einer Viertelstunde soll die Chorprobe beginnen. Tobias Keil diskutiert mit einigen Sängerinnen. Margot Scholz singt seit 1951 in der „Cäcilia“. „Ich finde es toll, wie er es handhabt, da ist Pfeffer dahinter“, sagt die 78-Jährige lachend. „Er hat guten Blickkontakt zu uns, was ich wichtig finde, denn man kann auch mit den Augen dirigieren“, lobt sie den neuen Chorleiter.

Und wie läuft die Leitung? „Ich finde die Zusammenarbeit gut, ich werde von allen akzeptiert“, sagt Keil und fügt hinzu: „Ich kann auch mit älteren Leuten gut.“