30.04.2015
Vertrauliche Geburt
"Das Gesetz wirkt"
Seit einem Jahr haben Frauen die Möglichkeit zur vertraulichen Geburt. Riskante heimliche Geburten, das Aussetzen oder gar Töten von Kindern soll so verhindert werden. Familienministerin Manuela Schwesig und die Diakonie ziehen ein erstes positives Fazit.
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Schwanger - und nun? Seit einem Jahr haben Frauen die Möglichkeit der vertraulichen Geburt. 95 nahmen das Angebot an. Foto: kna-bild |
Die Möglichkeit einer sogenannten vertraulichen Geburt wird laut Angaben des Bundesfamilienministeriums angenommen. Knapp 100 Frauen hätten sich seit Inkrafttreten des entsprechenden Gesetzes vor einem Jahr für das Angebot entschieden, sagte die Familienministerin Manuela Schwesig. Von den 95 vertraulichen Geburten hätten sich fünf Frauen für das Kind und gegen die Anonymität ausgesprochen. Auch das Hilfetelefon für Schwangere in Not finde Zuspruch. Mehr als 4.200 Frauen hätten sich an die 24-Stunden-Hotline gewandt und weitere 220 hätten über die Internetseite das Beratungsangebot genutzt. "Das Gesetz wirkt", sagte Schwesig.
Die Familienministerin bekräftigte, dass keine Frau in Deutschland ihr Kind allein zur Welt bringen müsse. Dennoch wüsste weiterhin mehr als die Hälfte aller Frauen zwischen 20 und 45 Jahren nicht, dass sie ein Recht auf Schwangerenberatungen hätten. Daher solle mit einer weiteren Informationskampagne auf das Angebot des Hilfetelefons und auch die Möglichkeit einer vertraulichen Geburt aufmerksam gemacht werden.
Diakonie lobt das Verfahren
Die Diakonie lobte das Verfahren. "Die vertrauliche Geburt ist ein voller Erfolg. Das Verfahren ist wesentlich besser als das Angebot einer Babyklappe", sagte der Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide. Der Schwangerenberatungsverein Donum Vitae forderte zugleich mehr Mittel für die Beratung. "Es ist wichtig, dass Schwangerschaftsberatungsstellen mit ausreichend Zeit und finanziellen Mitteln ausgerüstet werden, damit sie diese qualifizierte, zeitaufwändige, manchmal lebensentscheidende Beratung anbieten können", sagte die Bundesvorsitzende Rita Waschbüsch.
Nach ersten Erkenntnissen der laufenden Evaluation des Gesetzes können Frauen aus allen sozialen Schichten und aller Altersklassen in Notlagen geraten. Der Evaluationsleiter bei InterVal, Jörg Sommer, sagte, dass neben Vergewaltigungen oder möglichen Gewaltandrohungen des Kindsvaters auch die Angst vor einer gesellschaftlichen oder familiären Ächtung wegen einer Adoption Frauen zu einer vertraulichen Geburt brächten. Es sei noch unklar, inwiefern das Angebot die Zahl der Abgaben von Kindern bei Babyklappen beeinflusst habe. Das solle aber bis zum Ende der Evaluation erhoben werden.
Das "Gesetz zum Ausbau der Hilfen und zur Regelung der vertraulichen Geburt" trat am 1. Mai vor einem Jahr in Kraft. Das vom Bund finanzierte Angebot einer anonymen Schwangerschaftsberatung und falls gewünscht einer vertraulichen Geburt soll Frauen vor einer riskanten und heimlichen Geburt bewahren und verhindern, dass Neugeborene ausgesetzt oder getötet werden. Die Frauen können eine anonyme Beratung vor, während und nach der Schwangerschaft in Anspruch nehmen. Zudem wird ein verpflichtender Herkunftsnachweis erstellt und beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben hinterlegt. Mit diesem Nachweis können die Kinder ab dem 16. Lebensjahr die Identität der Mutter erfahren.
kna