05.07.2016
Seit 33 Jahren ist Ernst-Josef Robiné weit mehr als der Gärtner
Der Hüter der Justinuskirche
Wo anders sollte man sich mit Ernst-Josef Robiné treffen, als an der Justinuskirche in Höchst? Längst ist die älteste Frankfurter Kirche zu einem Teil seines Lebens geworden, ein Ort, mit dem er so vertraut ist, als wär’s sein Wohnzimmer. Ein Besuch von Barbara Schmidt.
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Ernst-Josef Robiné Foto: Barbara Schmidt |
Dabei hat sich Robiné die Aufgabe gar nicht selbst ausgesucht, die er hier schon so lange erfüllt. „Ich bin sozusagen verurteilt worden“, sagt er lächelnd. Erhard Bouillon, der Arbeitsdirektor der früheren Hoechst AG, war es, der den damaligen Personalleiter Robiné kurz nach der Gründung der Stiftergemeinschaft Justinuskirche 1983 in sein Büro rufen ließ. Bouillon, Initiator und heutiger Ehrenvorsitzender des Vereins, habe ihm eröffnet, er habe erfahren, dass er sich für Geschichte interessiere. „Wissen Sie, was die Justinuskirche ist?“, lautete dann die Prüfungs-Frage, an die sich Robiné heute mit Schmunzeln erinnert. Er habe gesagt: Das ist die alte katholische Kirche in der Höchster Altstadt. Für Bouillon hieß das: „Aufnahmeprüfung bestanden. Hiermit ernenne ich Sie zum Geschäftsführer der Stiftergemeinschaft.“ Schriftführer zu sein, habe das bedeutet, sagt der Wahl-Neuenhainer, „das war der, der die Arbeit macht …“
So manches alte Stück aus dem Abfall gefischt
Er hat sie gern getan, auch wenn sie ihm für Jahre einen zweiten Job beschert hat, zumindest vom Zeitaufwand her. Denn natürlich ist die Arbeit im Verein, der sich eng mit der Pfarrei als Hausherrin und dem Bistum in der Sorge um St. Justinus abstimmt, ein Ehrenamt – das Robiné auf ganz andere Art bereichert hat.
Interesse an Geschichte habe er schon als Jugendlicher gehabt, sagt der gebürtige Saarländer. Als Messdiener wurde er Zeuge, wie vieles, was einfach nur als unmodern und überholt galt, in den Müll wanderte. „Schöne, alte Sachen“, sagt Robiné. Er habe damals manches Stück wieder herausgefischt aus dem Abfall, zusammengesetzt und aufbewahrt. „Da habe ich manches gerettet, ohne dass ich da großes Wissen gehabt hätte.“
Vor 15 Jahren hat er das so Bewahrte seiner Heimatpfarrei übergeben – und hofft, dass es heute gewürdigt wird.
Er selbst ist Bewahrer geblieben, einer mit dem Blick für Stücke, die es lohnen, von staubigen Dachböden oder aus vergessenen Schrankwinkeln wieder hervorgeholt zu werden. Die Aufgabe bei der Stiftergemeinschaft, deren Vorstandsvorsitzender er seit 2006 ist, als er als Personalchef von Infraserv Höchst in den Ruhestand ging, hat ihm da ein weites Feld zuwachsen lassen. Auch wenn nach 33 Jahren Stiftergemeinschaft eine Menge passiert ist – die Pflege und der Erhalt des Kirchen-Kleinods, dessen Geschichte mehr als 1000 Jahre zurückreicht, sorgen für vielfältige Aufgaben. Das reicht vom Spenden-Sammeln übers Bücher-Schreiben bis zur Pflege der Internetseite. Derzeit widmet sich Robiné den erhaltenen Paramenten und Sakral-Gefäßen: „Eine echte Detektiv-Arbeit.“
„Viele halten mich für den Gärtner“
Längst hat der Vater von zwei erwachsenen Töchtern auch seine Ehefrau Barbara als Mitstreiterin für die Justinuskirche gewonnen. Sie hilft ihm bei der Arbeit im bezaubernden Justinusgarten. „Viele halten mich für den Gärtner“, sagt Robiné lächelnd. Und während die einen es wohl deshalb nicht einmal für nötig hielten, ihn zu grüßen, schütteten andere schon mal ihr Herz aus.
„Das Wichtigste ist, die Leute freundlich zu empfangen“, ist sein Credo. Robiné scheut sich aber auch nicht, seinerseits ein angemessenes Verhalten einzufordern. „Wer in der Kirche die Kappe nicht abziehen will, wird angesprochen“, sagt er deutlich. Denn er möchte, dass die Menschen „die Justinuskirche auch als Gotteshaus wahrnehmen, nicht nur als historischen Ort“.
Der 70-Jährige will bald den Vorstandsvorsitz an einen Jüngeren weitergeben. Die Justinuskirche wird aber auch ohne Chefposten im Verein einen großen Platz im Leben des Ernst-Josef Robiné behalten. Er hat sie sich eben vertraut gemacht – und alle Freunde des „Kleinen Prinzen“ wissen: Das lässt sich nicht einfach so abstreifen, aus Verantwortung und, ja, auch aus Liebe.