13.12.2016

Juliane Fritz (19) aus Hofbieber ist Auszubildende im Generalvikariat in Fulda

Auf einen Glühwein mit ...

Die Weihnachtsmärkte sind eröffnet. Auf einen Glühwein ... trifft sich die Kirchenzeitung mit Menschen im Advent, um über die Botschaft hinter Lichterketten, Sternen und Adventskränzen zu sprechen. Diesmal mit Juliane Fritz in Fulda. Von Sara Mierzwa.

Juliane Fritz Foto: Sara Mierzwa
Juliane Fritz nimmt sich im Advent mehr Zeit für sich selbst und für andere
Menschen. Foto: Sara Mierzwa

Frage: Was ist für Sie der Kern der Adventszeit?
Juliane Fritz: Wir bereiten uns auf die Ankunft Christi vor.

Und wie setzen Sie das um?
Ich lasse mir bewusst mehr Zeit für Dinge und Treffen mit Menschen. Letzte Woche habe ich mich zum Beispiel mittags mit meiner älteren Schwester getroffen und eine ausgiebige Pause gemacht, obwohl ich wusste, dass ich abends länger im Büro arbeiten muss. Das war mir egal, denn ich hatte ein schönes Gespräch mit meiner Schwester. Am Telefon bin ich auch geduldiger, nehme mich zurück und höre den Anrufern zu. Viele wollen sich einfach etwas von der Seele reden.

Was gehört für Sie noch in die Adventszeit?
Zeit mit der Familie verbringen, viel Tee trinken und vor dem Ofen sitzen. Ich lese auch öfter ein Buch, statt das Smartphone zu nutzen.

Was lesen Sie gerade?
Rabenfrauen von Anja Jonuleit. Das habe ich beim Uno-Turnier gewonnen, das von der Mitarbeitervertretung organisiert wurde.

Merken Sie auch am Ausbildungsplatz, dass Advent ist?
Die Anrufer haben oft noch ein liebes Wort am Ende und zeigen öfter ihre Dankbarkeit, wenn wir ihnen weiterhelfen.
Und: Bei uns im Generalvikariat gibt es jeden Dienstag in der Vorweihnachtszeit eine kurze Adventsmeditation. Dann treffen sich alle Mitarbeiter im Foyer. Es gibt Impulse wie ein Gebet, ein Bild oder Gedicht. Oft beschäftigt mich das Thema noch im Laufe des Tages, zum Beispiel „sich selbst mehr zurücknehmen“.

Gibt es noch andere Besonderheiten woran Sie merken, dass Sie bei einem kirchlichen Arbeitgeber eine Ausbildung machen?
Jeden Freitag um 12 Uhr gibt es ein Treffen im Foyer. Der Generalvikar oder der Weihbischof lesen die Namenstage, Geburtstage und Todesfälle vor. Und es gibt ein gemeinsames Gebet. Als ich mit meiner Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten angefangen habe, wurde ich bei einem Freitagstreffen vorgestellt. Ich merke, wie das die Gemeinschaft fördert, dass man allen Kollegen dort begegnet.
Im Vergleich zu Auszubildungen in Betrieben aus der freien Wirtschaft, ist bei uns Arbeit und Menschlichkeit gleich wichtig.

Woran merken Sie das?
Wenn ich einen Fehler mache, dann werde ich wertschätzend kritisiert. Oder ein Kollege, der für die Post zuständig ist, nimmt mich morgens manchmal mit dem Auto ein Stück mit. Ein anderer Kollege hat mir einen Adventskalender geschenkt. Gemeinschaft wird auch im Arbeitsalltag gelebt.

An welchem Ort begegnen Sie Gott in der Adventszeit?
Besonders in der Kirche. Die hohen Räume und Kerzen machen für mich eine besondere Atmosphäre. In meiner Gemeinde St. Georg in Hofbieber gehe ich im Advent auch gerne zur Krippe und schaue sie mir an. Das weckt Kindheitserinnerungen und die Vorfreude auf Weihnachten.

Auf was besinnen Sie sich in der Adventszeit?
Ich denke öfter daran, wie gut es mir geht. Ich habe ein Zuhause, beide Elternteile und einen Ausbildungsplatz, der mir Freude macht. In meinem Leben wurde ich immer unterstützt von meinen Eltern. Es gibt viele Menschen, denen es nicht so gut geht.

An wen denken Sie?
Zum Beispiel Behinderte oder Obdachlose. Sie werden oft ausgegrenzt und missachtet, obwohl sie genau wie jeder andere Mensch ein Recht haben, dass wir ihnen wertschätzend begegnen. Meine Mama hat einmal einen Obdachlosen nach dem Weg gefragt und er hat sich gefreut, dass er ganz normal behandelt wurde. So sollte es immer sein.

Auf welche Werte sollte sich unsere Gesellschaft besinnen?
Ich denke, dass heutzutage viele Menschen zu sehr auf ihre Karriere fixiert sind und immer wichtiger werden wollen. Für Familie und Freunde bleibt nur noch wenig Zeit. Viele arbeiten sich kaputt und wollen das größte Auto und Haus. Ein Mensch kann nicht mehr arbeiten als seine Energie zulässt. Darauf sollten wir uns wieder besinnen.

 

Zur Sache: Ausbildung im Generalvikariat

Zur Zeit sind sechs Auszubildende im Generalvikariat tätig. Sie durchlaufen während der dreijährigen Ausbildung verschiedene Abteilungen. Bis zum 15. Oktober läuft jeweils die Bewerbungsfrist für Ausbildungsplätze im Folgejahr.

www.bistum-fulda.de