25.01.2017
Belgier mixt Orgel mit Hiphop
Tanz im Gotteshaus
Zuckende Leiber zu Orgelklängen. Hiphop trifft auf Bach und Buxtehude. Die Pfarrei St. Stephan in Mainz hat Serge Schoonbroodt für den 2. Februar angeheuert. Der Organist aus Lüttich vereint in seinem Konzert Gegensätze.
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Serge Schoonbroodt verbindet klassische Orgelmusik mit Hiphop. Foto: privat |
Frage: Ein Tanzstil und ein Instrument aus zwei verschiedenen Welten. Warum diese Mischung?
Schoonbroodt: Angefangen hat alles mit einem Youtube-Video, das mich inspirierte. Darin spielt der Cellist Yo Yo Ma den „Schwan“ von Camille Saint-Saëns, verkörpert von einem weltberühmten Hiphop-Tänzer. Daraufhin fragte ich Jugendliche, ob sie auf Bach und Mozart Hiphop tanzen wollen – von mir an der Orgel begleitet. Sie waren erst entsetzt, haben aber zugesagt. Daraus entstand ein Projekt, das 2013 an der Lütticher Oper Premiere hatte und von der internationalen Presse als visionär gelobt wurde. Ich habe weitere Konzerte in europäischen Städten gegeben. Weil ich die Jugendlichen nicht mitnehmen kann, treten bei den Konzerten professionelle Tänzer auf.
Was wollen Sie mit diesem außergewöhnlichen Projekt erreichen?
Ich will die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringen. Zu den Konzerten kommen Menschen, die keinerlei Zugang zur Orgelmusik haben. Zugleich welche, die sich zwar für Orgel interessieren, aber sich mit dem Tanzstil auseinandersetzen müssen. Im Publikum gibt es Junge und Alte, Schicke und Alternative.
Tanzen in der Kirche: Gibt das nicht auch Ärger?
Wir passen uns dem Raum an. Respekt ist die Basis unserer Arbeit. Bisher hatten wir damit kein Problem.
Ihr Projekt wurde als visionär gelobt. Wie klingt für Sie die Orgelmusik der Zukunft?
Ich bin auch klassischer Musiker und bleibe ein bisschen traditionell. Ich hole die Künstler zur Orgel. Es gibt so großartige Orgelmusik aus vier Jahrhunderten. Da braucht man gar nichts Neues zu erfinden. Wir müssen die Musik nur besser und freundlicher zu den Menschen bringen.
Anruf: Anja Weiffen
Konzert am 2. Februar um 19.30 Uhr in St. Stephan in Mainz. Karten sind für 10 Euro in der Kirche, im Pfarrbüro und an der Abendkasse erhältlich.