12.01.2016
Sanierter Erbacher Hof in Mainz offen für Touristen
Katholische Top-Adresse mit Domblick
Viele kirchlich Engagierte aus dem Bistum haben wohl schon mal eine Nacht unter dem „Bleidach-Gebirge“ des Erbacher Hofs im Herzen der Mainzer Altstadt verbracht. In diesen Genuss sollen jetzt auch anderen Gruppen und Mainz-Touristen kommen. Von Anja Weiffen.
![]() |
Wer zum Arbeiten oder für eine Besichtigungstour der Bischofsstadt im Erbacher Hof zu Gast ist, hat von vielen Räumen aus beeindruckende Ausblicke, wie Peter Claus Geschäftsführer des Tagungshauses während eines Rundgangs zeigt. Fotos: Anja Weiffen |
Die Türme des Mainzer Doms spiegeln sich in den Fensterscheiben des Erbacher Hofs. Die Morgensonne lässt den roten Sandstein im Innenhof des Tagungszentrums leuchten. Die Sanierung des historischen Gebäudeteils ist bereits seit Oktober 2014 abgeschlossen. Jetzt stehen Bauarbeiten an dem modernen Bau kurz vor dem Abschluss. Am 31. Januar soll die fertige Sanierung gefeiert werden.
Geschäftsführer Peter Claus führt durch die Baustelle und zeigt, was sich hinter der Zahl von
12,5 Millionen Euro versteckt, die die gesamten Baukosten ausmachen. Während der Bauarbeiten seit April 2015 lief der Tagungsbetrieb weiter. „Das war für die Mitarbeiter schon ganz schön belastend“, weiß Claus. Dafür sei keiner entlassen oder für ein halbes Jahr nach Hause geschickt worden.
Großteil der Baukosten steckt im Brandschutz
Notwendig sei die Sanierung geworden, denn seit der Einweihung im Februar 1988 wurde der Erbacher Hof – außer Reparaturen oder kleineren Renovierungen – nicht grundüberholt. „Und nach fast 30 Jahren sind zum Beispiel auch Geräte in der Küche des Tagungshauses erneuerungsbedürftig.
Ein Großteil der Baukosten steckt im Brandschutz. Peter Claus zeigt auf ein Loch in der Decke des Foyers. Kabel sind zu sehen. Dort soll eine Lampe eingebaut werden. Durch das Loch fällt der Blick auf eine weitere Decke, die davor schützen soll, dass ein Brand sich in ein oberes Stockwerk ausdehnt. Jede Lampe im Gebäude hat so eine Art „Sicherheitsschale“.
An den beiden Aufzügen im Gebäude gibt es eingebaute Rauchschutzvorhänge, damit Rauch – der meist gefährlicher ist als das Feuer selbst – nicht in die höheren Etagen gelangt. Nur zwei Beispiele von vielen Maßnahmen, um den Brandschutz auf den neuesten Stand zu bringen.
Nicht nur sicherer soll der Aufenthalt für Tagungsgäste und Touristen werden – auch schöner und angenehmer. Claus öffnet die Tür zu einem Tagungsraum. Sonnenlicht flutet durch den Raum. Von hier oben fällt der Blick auf die Dächer der Stadt und auf den historischen Holzturm. Neue Lampen verbessern die durch viele Fenster bereits guten Lichtverhältnisse. „Mit 400 Lux, das ist Norm“, weiß Peter Claus. „Denn durch gutes Licht wird man nicht so schnell müde beim Arbeiten.“ Genauso trägt eine gute Akustik dazu bei. „Die ist nun durch neue Akustik-Decken in den Konferenzräumen gewährleistet“, sagt der Geschäftsführer.
In dem verwinkelten Gebäude geht es in die Flure, die zu den Gästezimmern führen. Neue Teppichböden, die farblich den Möbeln angepasst sind, sowie neue Sanitäranlagen in den einzelnen Zimmern bieten ein modernes Ambiente.
In jedem Zimmer hängt ein Kreuz
![]() |
Einblick in die Zimmer, die oftmals einen Balkon haben. Foto: Anja Weiffen |
Die Möbel sind erhalten geblieben, „sie sind ausgebessert und teilweise umgestellt worden“, erklärt Claus. „Nur die wuchtigen Schreibtische haben wir ausgetauscht, so dass die Zimmer luftiger wirken und einfach mehr Platz bieten.“
Vier der 73 Zimmer sind behindertengerecht. 138 Betten gibt es im Erbacher Hof. 63 Euro kostet ein Zimmer, 52 für Tagungsgäste. In jedem Zimmer hängt ein Kreuz. Vorrang bei der Zimmervergabe haben Tagungsteilnehmer, bestätigt Claus. Wenn Zimmer frei sind, werden sie weiter vermarktet. Für Touristen, die besonders das katholische Mainz interessiert, „sind wir gut mit anderen Einrichtungen wie dem Dommuseum oder der Martinusbibliothek vernetzt“. Sogar eigene Touristikangebote will das Haus anbieten.
Auch kulinarisch tut sich etwas im Erbacher Hof. Der Speisesaal wurde vergrößert, wodurch lange Schlangen an den Büffets vermieden werden sollen. „Statt auf Gas wird jetzt auf einem Induktionsherd gekocht, der durch ein Magnetfeld Hitze erzeugt. Das spart zudem Geld“, sagt Claus. Oberster Küchenchef ist seit Anfang des Jahres Pierre Eyraud. Mit ihm weht nun ein Hauch Frankreich durch den Erbacher Hof.
Feier für geladene Gäste und Interessierte am 31. Januar. Eucharistiefeier um 9.30 Uhr in der Bernhardkapelle. Anschließend Feierstunde. Anmeldung bei Monika Möglich, Telefon 0 61 31 / 25 75 21
Nachgefragt: Ein Dach aus Blei...
![]() |
„Dach-Gebirge“ des Erbacher Hofs Foto: Anja Weiffen |
… kam bei den Mainzer Altstadt-Bewohnern 1988 gar nicht so gut an. Die Architekten Rolf Romero und Lothar Willius schufen vor 28 Jahren den modernen Teil des Erbacher Hofs, den ein verbleites Dach mit ungewöhnlicher Architektur ziert. „Blei wurde mit Gift in Verbindung gebracht“, erzählt Geschäftsführer Peter Claus, der bereits seit 1988 im Erbacher Hof arbeitet. „Wir fühlen uns darunter aber wohl und sicher“, sagt er lachend. Blei verroste nicht und sei gegenüber anderen Materialien ein interessanter Werkstoff, der dem Dach eine lebendige Struktur gebe. Im Zuge der Sanierung sind Teile des Dachs ausgetauscht und neu zusammengefügt worden. Von den Gesamtkosten von 12,5 Millionen Euro wurden 1 Millionen Euro für das Dach genutzt. Das Dach komplett zu verändern, sei jedoch kein Thema gewesen, sagt der Geschäftsführer. (wei)
Hintergrund: Wirtschaftshof
Der historische Erbacher Hof war ein Wirtschaftsbetrieb des Klosters Eberbach im Rheingau. Er entstand in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Das Zisterzienserkloster war in wirtschaftlicher Hinsicht sehr erfolgreich, wobei die Haupteinnahmequelle die Erlöse aus dem Weinbau waren. (Wikipedia)