20.02.2015
Thema: „FrauenStärken“ (2) – Rollen und Feindbilder
Sprung aus der Schublade
Expertinnen erklären: Wie Frauen trotz bestehender Rollenbilder eine persönliche und moderne Identität finden können
„Sich auf sein Gefühl verlassen“
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Maria Hansmann (54), Lehrerin für Rhythmus, Atem und Bewegung aus Hofheim Foto: privat |
„Meine Erfahrung zeigt mir, dass immer mehr Frauen ihre Lebensausrichtung hinterfragen. Sie wollen ihr Leben für sich selbst, die Familie und die Gesellschaft eigenverantwortlicher gestalten. Sie wollen sich kennenlernen, ihren inneren Wert entdecken.
Ich bin froh, dass ich daran durch meine Arbeit teilhaben kann. Die Übungsweise ‚Rhythmus Atem Bewegung‘ unterstützt den Prozess, sich ganzheitlich wahrzunehmen. Es ist eine Einladung, innezuhalten. Weil gerade Frauen in den vielseitigen Arbeits- und Aufgabenbereichen oft selbst ‚verschwinden‘.
Die Übungsweise leitet konkret an, wie sie wieder zu sich kommen und sich im Fühlen erfahren. Das gefühlte Wissen umfasst mehr als die Verstandesebene. Es kann Bestandteil des Lebens werden, sich auf sein Gefühl zu verlassen. Sich zu spüren, zu reflektieren und einen flexiblen und leichten Umgang mit sich zu finden. So können sie die eigene Kraft und ihren Wert entdecken. Diese trägt jede Frau in sich – und nicht nur die Frauen.“ (me)
"Wir Frauen halten zusammen"
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Ingrid Kraus (51) ist Sprecherin des Diözesanverbandes der kfd in Mainz. Foto: privat |
„Egal wie frau es macht, sie kann es nur falsch machen. Das ist mein Eindruck. Von Frauen wird heute erwartet, das sie arbeiten und nebenbei locker die Familie versorgen.
Damit überfordern sie sich total. Sie wissen nicht, wie das gehen kann. Und auch ich stelle mir die Frage: Wie können junge Frauen das leisten? Da ist die Gesellschaft herausgefordert. Es braucht andere Richtlinien und Gesetze, damit die Frauen ihren Lebensentwurf gut leben können. Die kfd setzt sich dafür ein, dass Frauen eine Wahl haben. In den Ortsgruppen gibt es viele Ideen, sich gegenseitig zu unterstützen. Der Austausch verschiedener Generationen wird genutzt.
Bei der Konfliktlösung ist auch der spirituelle Aspekt wichtig, glaube ich. Viele Frauen haben keine spirituelle Heimat mehr und das soziale Netz in den Pfarreien bröckelt. Doch zum Beispiel gemeinsames Beten tut sehr gut. Ich möchte Frauen die Gewissheit geben, dass sie nicht allein sind. Wir Frauen halten zusammen.“ (me)
„Nicht in Schmalspurlinien denken“
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Andrea Mohr (53) ist Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in Frankfurt. Foto: privat |
„Mädchen treffen ihre Berufswahl nicht aus Einkommensgründen. Jungen hingegen fragen schnell, wie viel sie in einem Beruf verdienen.
Mehr als 60 Prozent der Frauen in Deutschland sind erwerbstätig, aber die Hauptverdiener in den meisten Familien sind Männer. Es gibt mittlerweile einen gesellschaftlichen Wandlungsprozess. In Deutschland ist dennoch oft selbstverständlich, dass die Frau für die Kinder zuständig ist. Nicht so in anderen Ländern. In Frankfurt mischen sich viele Kulturen. Sie können voneinander lernen und gemeinsam das Arbeitsverständnis in Frage stellen.
Denn die Zeit, als eine Arztgattin ihr Leben lang abgesichert war, ist vorbei. Stirbt der Mann, ist sie von Altersarmut bedroht.
Ich empfehle nicht ein Lebensmodell, sondern möchte bestehende Modelle hinterfragen. Die Frauen sollen gut informiert sein und nicht in Schmalspurlinien denken. Möglich ist alles. Die Frage ist, wie viel die Frau bereit ist, dafür aufzuwenden.“ (me)
„Mehr vom Herzen aus entscheiden“
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Ruth Schwarz (51) ist pädagogische Mitarbeiterin der Familienbildungsstätte Hanau. Foto: privat |
„Von ihren Kindern können sich Frauen im Alltag schwer trennen. Das fällt mir immer mehr auf. Seit zehn Jahren leite ich den „Miniclub“, in dem Eltern zweimal wöchentlich ihre zweijährigen Kinder abgeben können.
Frauen bekommen meist nur noch ein Kind, eine Chance die perfekte Mutter zu sein. Sie wollen alles richtig machen, das stresst sie total. Sie wollen für die Familie da sein und vergessen sich dabei selbst. Als ich in der Situation war, bin ich zuhause geblieben. Das war so üblich, ich wurde nicht als „Heimchen“ abgestempelt. Und für mich war es der richtige Weg.
Aber das ist heute nicht modern. Stattdessen gehen Frauen früh zurück in den Beruf. Das ist ein Trend, in dem sie meinen, mitschwimmen zu müssen. Aber auch ein Wunsch vieler Frauen. Deshalb müssen sie kein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Kind haben.
Frauen sollten mehr vom Herzen aus entscheiden. Sie möchten offen und befreit sein. Genau deshalb dürfen sie nicht ignorieren, was sie sich selbst wünschen.“ (me)