01.09.2015
Filmkritik
Stimmen des Herzens
„Aufgeben ist alles, was du drauf hast.“ Chorleiter Carvelle (Dustin Hoffman) spricht aus, was alle vom zwölfjährigen Stet (Garrett Wareing) denken. Mitschüler und Lehrer glauben, dass er an der Eliteschule des „National Boychoir“ nicht bestehen kann. Aber der Junge beweist, dass er mehr kann als Aufgeben. Ein Film mit absehbarem Ende. Gesehen von Sarah Seifen.
Stet sticht heraus. Er ist ein Außenseiter an der Schule. Seine Mutter Debbie ist Alkoholikerin. Liebevoll kümmert er sich um sie. Seinen Vater (Josh Lucas) kennt er nicht. Der wohnt mit seiner Bilderbuchfamilie in New York und sorgt nur für den Unterhalt. Und dann verliert Stet mit zwölf Jahren die wichtigste Person in seinem Leben. Seine Mutter stirbt bei einem Autounfall.
Mitschüler und Lehrer sehen in Stet den Störenfried der Schule, der nichts schafft. Nur seine Schulleiterin Patricia Steel (Debra Winger) erkennt sein großes Talent: Das Singen. Sie organisiert für ihn ein Vorsingen beim „National Boychoir“ – dem erfolgreichsten amerikanischen Knabenchor.
Niemand glaubt an Stet
Wider Erwarten wird Stet an der renommierten „National Boychoir“-Schule aufgenommen. Er hat keine theoretische Musikausbildung. Nicht mal Noten lesen kann er. Der Junge kommt aus einem sozial schlechteren Milieu als die gestriegelten Chorsänger in Anzug und Krawatte. Zu jeder Gelegenheit versuchen sie ihn bloß zu stellen. Sie schließen ihn aus und schikanieren ihn. Vor allem Devon, der in Stet einen Rivalen sieht, setzt alle Hebel in Bewegung, um Stet aus der Schule zu vertreiben.
Auch der anspruchsvolle Chorleiter Carvelle glaubt nicht daran, dass Stet in der Schule bestehen kann. Aber Stet kämpft sich mit seiner großartigen Stimme durch. Ganz allein. Bis er bei einem großen Konzert in New York singen darf. Der Saal ist voll besetzt – im Publikum Stets Vater.
Film ohne Überraschungen
Vorbild für den Film ist der reale amerikanische Knabenchor „American Boychoir“. Der kanadische Regisseur François Girard zeigt das Können des Chores und umkleidet es mit der Geschichte eines Jungen, der nichts mehr hat und seinem Traum nachgeht. Es ist ergreifend, dass Stet nicht aufgibt, obwohl kaum jemand zu ihm steht. Girard zeigt, wie Musik einen Menschen verändern kann.
Oscar-Preisträger Dustin Hoffman spielt die Hauptrolle des Chorleiters Carvelle und überzeugt durch seine strenge, herausfordernde Art. Kathy Bates, ebenfalls Oscar-Preisträgerin, übernimmt eine eher kleine Rolle. Sie ist die Schulleiterin der „National Boychoir“-Schule.
In der Geschichte geht es um Abschied, Herzschmerz, Rivalitäten. Allerdings ist das Ende von Beginn an absehbar. Der Film bietet keine Überraschungen. Dennoch: Für alle, die klassische Musik mögen und einen Knabenchor 40-stimmig singen hören wollen, ist der Film eine Empfehlung.
Und noch ein Tipp: Bleiben Sie bis zum Ende. Die Abspannmusik lohnt sich!
Schnell-Check (maximal 5 Punkte)
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