17.03.2014

Thema: Ü 50 – mittendrin! (1) – Neustart in der Lebensmitte

Vollkommen ernst gemeint

Wenn jemand aus der evangelischen Kirche austritt, nach zehn Jahren als Buddhistin wieder eintritt und dann katholisch wird, hat vermutlich der Heilige Geist seine Finger im Spiel. Ricarda Moufang, deren spiritueller Lebensweg eben beschrieben wurde, sieht das jedenfalls so. Von Barbara Brüning.

Ricarda Moufang
Hat ihr Leben mit knapp 50 komplett neu ausgerichtet:
Ricarda Moufang. Foto: Barbara Brüning

Die zarte 52-jährige Frau führt gern existentielle Gespräche. „Smalltalk ist nicht mein Ding“, sagt sie. Ihren Austritt aus der evangelischen Kirche mit 17 Jahren begründet sie mit fehlender Leidenschaft in der Religionsgemeinschaft. Und die findet sie nun gerade in der katholischen Kirche? Selbst so manche überzeugte Katholiken wird das wundern.

Was ist das, was sie so begeistert an ihrem neuen Glauben? „Das hat mit der Spiritualität zu tun“, sagt sie. „Die Eucharistie, die Liturgie! Ich werde ganz angesprochen. Anteil bekommen an Jesus Christus, ... und dass man sich in die Rituale so reinfallen lassen kann“, sinniert sie, den Kopf auf den Handrücken gestützt mit Blick in die Ferne, der hier oben, im Zentrum für Meditation und Spiritualität auf dem Bornheimer Hang in Frankfurt, nur auf Grün und Himmel trifft. So lebhaft sie sonst spricht – jetzt strahlt sie die Ruhe derjenigen aus, die angekommen ist.

Den Tag und die Stunde dieser Wende kann sie rekonstruieren: „Ich war im Kloster Engelthal und wollte dort einfach mal ein bisschen zur Ruhe kommen“, erinnert sich die studierte Amerikanistin. An den Gebetszeiten und den Gottesdiensten habe sie gerne teilgenommen. „Gleich, als ich ankam, hatte ich das Gefühl, zu Hause zu sein. In der katholischen Messe mit dem Knien und Aufstehen hatte ich das Gefühl, das schon immer gemacht zu haben. Und dann kam ein Moment, da saß ich gegenüber einer Wand, an der nur ein altes Holzkreuz hing. Und da war mir plötzlich klar: Du wirst katholisch.“

Nicht nur eine Idee, sondern eine Tatsache

Das sei nicht einfach nur eine Idee, es sei eine Tatsache gewesen. Ihr erster Gedanke war – und sie sagt das mit Blick nach oben: „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“ War es aber. Und schon bald war sie bei Pfarrer Michael Metzler, der ihr Gesuch nach einigen Gesprächen nach Limburg weiterleitete. „Danach habe ich unheimlich viel gelesen“, sagt sie. „Ich war in Sankt Georgen, habe dort in der Bibliothek die Schriften studiert. Autodidaktisch.“

Das Zentrum für christliche Meditation und Spiritualität in Frankfurt, ihren heutigen Arbeitsplatz, kannte sie bereits. Durch ihre Meditationserfahrung, dadurch, dass Mystik, innere Erfahrung von Gott und die Wege dorthin, ihr Lebensthema sind, war sie prädestiniert für die freie Stelle. Moufang hatte ihre Festanstellung als Gymnasiallehrerin aufgegeben, weil ihr klar geworden war, dass sie dort nicht hingehörte. Und auch wenn ihre theologische Ausbildung den Anforderungen der Stelle nicht entsprach, dachte sie sich: „Fragen kann man ja mal.“

Und erstmals machte sie eine Erfahrung, die sich wiederholen sollte: „Ich treffe immer wieder auf Menschen, die so gar nicht dem Bild der katholischen Kirche als einer verknöcherten und überbürokratischen Institution entsprechen: Ein Bild das ich vorher, wie viele andere, hatte.“ Nein, es gebe Menschen, die bereit sind zu sagen, „wenn der Heilige Geist heute immer mehr Menschen mit den unterschiedlichsten Lebenswegen beruft, dann muss die Kirche diese Fähigkeiten auch nutzen“.

Das Glück im Leben finden

Und es bestätigte ihre Grundeinstellung: „Wenn man sich auf Gott verlässt, dann tut sich was. – Obwohl das oft nicht so ist, wie man sich das gedacht hatte.“ Mit all ihrer Erfahrung von der Esoterik stößt sie gerade das Versprechen immerwährenden Glücks inzwischen eher ab. „Das ist spiritueller Materialismus“, erklärt sie: „Man will immer mehr haben“. Dabei gehe es darum, das Glück im Geben zu finden – im Sich-Hingeben.

Sie wird immer einen anderen Blick auf die Kirche haben, als andere, die „schon immer“ katholisch waren. Aber das gebe ihr auch einen gewissen Abstand und großen Optimismus: „Es ist etwas in Bewegung geraten und das wird sich nicht aufhalten lassen“, strahlt die gebürtige Frankfurterin, die in Darmstadt aufgewachsen ist. Und dass ihr Blick geschätzt wird, erfährt sie immer wieder: als Autorin für Rundfunk und Printmedien, Mitglied des Internet-Beraterteams bei „Update Seele“, Referentin in der Erwachsenenbildung, geistliche Begleiterin, aber auch in der Seelsorge 3. + 4. Lebensalter im Bistum Limburg.