02.02.2016
Stefan Klaußner erforscht Formen der Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten
Wie Humor im Betrieb wirkt
In vielen kirchlichen Einrichtungen, Dienststellen und Pfarrgemeinden feiern Beschäftigte Fasching, Karneval oder Fastnacht. Humor im Betrieb ist wichtig. Meint auch Stefan Klaußner. Der Juniorprofessor für Managementlehre an der Universität Kassel erforscht Formen der Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten in Organisationen, Institutionen, Behörden und Unternehmen.
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In Sketchen werden bei Betriebsfeiern auch mal Charaktereigenschaften von Vorgesetzten aufs Korn genommen. Foto: JenkoAtaman - Fotolia |
Frage: Der Humor rückt in diesen Tagen in den Blickpunkt. Hat er nur während der „fünften Jahreszeit“ seinen richtigen Platz? Oder anders gefragt: Sollte Humor in gewisser Weise nicht ganzjährig eine Rolle in einem Unternehmen spielen?
Klaußner: Ob er es sollte, kann ich nicht pauschal sagen. Tatsache ist, dass Humor in vielerlei Hinsicht eine Rolle spielt: Erstens kann er ein wirksamer Blitzableiter für Frustration oder andere unangenehme Arbeitserlebnisse sein. Zweitens können Führungskräfte ihn (wohl dosiert) nutzen, um Vertrauen aufzubauen. Und drittens kann Humor ein Weg für Mitarbeiter sein, den Vorgesetzten Feedback (Rückmeldung, die Redaktion) zu geben. Letzteres kann sehr wichtig sein, wenn es nämlich an alternativen Feedback-Kanälen mangelt.
Kann Humor zum besseren Betriebsklima und damit zur Steigerung der Effizienz in einer Einrichtung beitragen?
Das ist eine schwierige Frage. Auf der einen Seite kann Humor positiv zum Betriebsklima beitragen. Dann wird die Zusammenarbeit erleichtert, schwierige Situationen können besser gemeistert werden und Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter sind höher, was schließlich auch zur Effizienz einer Einrichtung beiträgt. Auf der anderen Seite kann sich Humor aber auch sehr negativ auf Klima und Effizienz auswirken: Wird über Kollegen anstatt mit ihnen gelacht, können diese sich schnell gemobbt fühlen. Humor schlägt dann in Konflikte um und kann die Einrichtung lähmen. Die Wirkung von Humor hängt also von seiner Art und seinem Ausmaß ab.
Zurzeit werden in Büttenreden oder Sketchen vielleicht auch Vorgesetzte „auf die Schippe“ genommen. Ist das nicht manchmal sogar ein Ventil für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kritik am Verhalten von Chef oder Chefin zu üben?
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Professor Stefan Klaußner, Jahrgang 1980, ist Wirtschaftswissenschaftler. Foto: privat |
Genau so ist es. Gerade in sehr hierarchischen Organisationen fehlt es oft an geeigneten Feedback-Möglichkeiten „nach oben“. Natürlich gibt es heutzutage vielerorts Führungsgespräche, Jahresgespräche und so weiter. Doch die Forschung zeigt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit kritischen Rückmeldungen sehr zurückhaltend sind – insbesondere was das Führungsverhalten ihrer Vorgesetzten angeht –, weil sie negative Konsequenzen fürchten. Humor ist da eine gute Alternative, weil er eine Rückzugsebene besitzt. Man kann immer sagen: „Das war doch nur ein Spaß!“.
Das kann aber auch destruktiv sein, nämlich dann, wenn das Betriebsklima bereits gestört ist oder ein Vorgesetzter sich wichtig nimmt und keinerlei Kritik an seinem Verhalten zulässt. Humor löst nicht alle Konflikte. Was raten Sie in solchen Fällen?
Hier müssen wir eine Besonderheit im Auge behalten: In Führungsbeziehungen gibt es Machtunterschiede, die es Mitarbeitern schwermachen, offen Kritik zu üben. Deshalb halte ich es für eine wichtige Aufgabe der Führungskraft, Räume zu schaffen, in denen ein offener Austausch über das gemeinsame Führungsgeschehen möglich ist. Das ist nicht einfach, kann aber in Trainings erlernt werden. Offenes, gegenseitiges Beziehungsfeedback trägt zur Vorbeugung von Konflikten bei. Ist ein Konflikt jedoch schon eskaliert und fühlen sich Mitarbeiter beispielsweise ungerecht behandelt, so ist es sinnvoll, Hilfe von außen hinzuzuziehen. Das kann ein Coach sein oder auch ein Mediator. Humor allein – da haben Sie vollkommen Recht – löst solche Konflikte nicht.
Interview: Bernhard Perrefort