27.06.2014
Eine Leserreise „auf den Spuren des Paulus und der Antike in Griechenland“
Wo Paulus predigte und taufte
Thessaloniki, die Meteora-Klöster, Delphi, Korinth und Athen – Stätten der antiken und der christlichen Geschichte haben Leser der Kirchenzeitung in Griechenland besucht. Von Ruth Lehnen.
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Der Apollon-Tempel von Korinth. Die Stadt, in der Paulus 18 Monate verbrachte, ist weitgehend ausgegraben: die Straße, die Brunnen und Bäder, das Gericht und der Markt. |
Wie die Rosen hier blühen. Und der Mohn. Ein kleines Flüsschen, das Kühle verströmt. Ein Erinnerungsort.
„Sie war eine Gottesfürchtige, und der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte.“
Apostelgeschichte, 16,14
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Wo Lydia, die Purpurhändlerin, sich taufen ließ, wird auch heute noch getauft: die kleine Constantina. Foto: Ruth Lehnen |
Ein Erinnerungsort an Lydia, die hier in Philippi in Nordgriechenland von Paulus getauft wurde. Dieser Ort wird zur Tauferinnerung für jeden aus der Reisegruppe. Pater Alexander Holzbach bittet um Stille. Schweigend soll jeder zum Wasser gehen, sich mit dem klaren Flusswasser bekreuzigen. Eine Handlung, die bei manchen starke Emotionen auslöst. Danach betritt die Gruppe die neu erbaute Kirche an der Taufstelle und gerät in eine Tauffeier.Gedränge, Gesänge, Fotokameras in den Händen von Griechen und bald auch von Deutschen. Ein marmornes Taufbecken, weiß, rosa geschmückt, das im Mittelpunkt steht. Festlich gekleidete Eltern bringen ihre Tochter zur Taufe. Die geht ganz anders vor sich, als es die Deutschen gewöhnt sind: Das Baby wird ganz ausgekleidet – wie zum Kinderschwimmen, sagt einer hinterher – zuerst werden die Füßchen ans Wasser gewöhnt, dann das ganze Mädchen ins Wasser gesetzt. Ihr Name sei „Constantina“ – das einzige Wort, das die fasziniert zuschauenden Deutschen verstehen. Pater Holzbach findet diese Taufe besonders sinnfällig. Ihn begeistert vor allem der großzügige Umgang mit dem Katechumenenöl: Der ganze Körper wird gesalbt. Zeuge dieser Taufe gewesen zu sein, war ein Höhepunkt der Reise.
35 Teilnehmer, teils von Pallottiner-, teils von Leserreisen, hatten sich auf die Spuren des Paulus und der Antike begeben. Jeder Kirchgänger kennt die Namen der Thessalonicher und der Korinther. Jetzt bekamen die Städte Thessaloniki und Korinth ein Gesicht. Vermittelt durch den wunderbaren Simos Aivazidis, der seine Kinderjahre in Deutschland verbracht hatte und nun seit 22 Jahren als Reiseführer in seiner Heimat Griechenland tätig ist.
Stationen waren unter anderem die Meteora-Klöster, die „Schwebenden“, die auf hohen Felsnadeln sitzen. Auch hier begegnet den Reisenden wieder wie schon mehrmals auf der Fahrt in wunderbaren Mosaiken die „Entschlafung Mariens“ – ihre Seele wird als neugeborenes Windelkind in den Armen des Erlösers dargestellt – und die ergreifende Szene, wie Jesus als Erstandener in die Unterwelt hinabsteigt, um als erstes Adam und Eva zu erretten – er packt sie fest an den Armen und zieht sie zu sich hinauf.
„Da stellte sich Paulus in die Mitte des Areopags und sagte: ,Athener, nach allem, was ich sehe, seid
ihr besonders fromme Menschen.’“
Apostelgeschichte, 17,22
An die Rede des Paulus auf dem Areopag in Athen werden die Reisenden zweimal erinnert: einmal im Theater von Epidauros, als ein Teilnehmer den Mut hat, sich in das antike Rund zu stellen und aus der Apostelgeschichte vorzu-lesen, und einmal in Athen am historischen Ort. Schönheit in Ruinen, Erinnerung, die Zeiten überdauert, blühendes Leben und sprungbereiter Tod – diese Reise nach Griechenland bleibt unvergesslich.
Eine Bildergalerie zur Leserreise sehen Sie hier.