15.05.2023
Der Martinusweg führt quer durch Europa
Pilgern mit dem Heiligen Martin von Tours
Ende Mai ist das Bistum Mainz um eine Pilgerstrecke reicher: den Martinusweg. Die Route quer durch Europa führt zu Lebensstationen des heiligen Martin von Tours, eine der wichtigsten liegt in Worms. Von Anja Weiffen

Am 31. Mai geht es los. Dann wird eine weitere Etappe des europäischen Martinuswegs eröffnet: die Strecke durch das Bistum Mainz. Verbunden ist die Eröffnung mit einem Besuch einer Pilgergruppe aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart (siehe auch unten „Zur Sache“). Die große Wallfahrt der Diözese mit ihrem Bischof Gebhard Fürst führt für fünf Tage auf den Spuren des heiligen Martin nach Worms, Mainz, Trier, Luxemburg und Speyer. Am Dienstag, 30. Mai, trifft die Gruppe in Worms ein.
Ein römischer Soldat wird Kriegsdienstverweigerer
„Auf der gesamten Pilgerstrecke ist Worms einer der Orte, die durch die Heiligenlegende verbürgt sind“, sagt Carolin Bollinger, Koordinatorin des Pastoralraums Worms und Umgebung. Sie bereitet die Eröffnung der Pilgeretappe in Worms mit vor. „In Worms hat sich eine große Wende im Leben von Martinus vollzogen, das macht das Besondere dieser Wegetappe aus“, erklärt sie. Als römischer Soldat unter Kaiser Julian weigerte sich Martinus wegen seines Glaubens in eine Schlacht zu ziehen. An der Stelle der heutigen Wormser Martinskirche soll sich der Kerker befunden haben, in den Martinus am Vorabend der Schlacht als Kriegsdienstverweigerer geworfen wurde. „Kaiser Julian wollte ihn am nächsten Tag unbewaffnet in erster Reihe in den Kampf schicken“, erzählt Bollinger. Doch die Feinde zogen überraschend ab. „Das nennt man klassischerweise Wunder“, sagt die Kirchenmitarbeiterin.
Auf den Spuren von St. Martin zu wandern, komme bei den Menschen an, weiß Carolin Bollinger. „Wir merken hier in Worms, dass Menschen, auch die kirchlich weniger gebundenen, beim Thema Pilgern ansprechbar sind. Zudem hat der heilige Martin als Patron des Friedens und der Solidarität eine hohe Akzeptanz.“ Im Zuge des Pastoralen Wegs im Bistum Mainz – Martin ist auch Patron der Diözese – möchte die Koordinatorin in Worms und Umgebung in Projektgruppen kleine Pilgertouren anbieten, zusammen mit den Gemeinden und dem örtlichen Alpenverein. „Beim gemeinschaftlichen Wandern soll die geistliche Dimension des Weges erschlossen werden.“ Die Bistumsetappe, die bei Offstein beginnt, führt über Worms nach Rheinhessen über die Orte Mainz und Bingen weiter ins Bistum Trier. „Es werden auch Wallfahrtsstätten wie etwa die Bechtheimer Basilika eingebunden, die in der Nähe der Route liegen“, erläutert Bollinger. „Die Strecke ist nicht nach Kilometern und Zeit optimiert, sondern nach geistlichen Orte“, erklärt sie.
Institut für Spiritualität betreut Etappe
Die gesamte Etappe innerhalb der Bistumsgrenzen wird von der Pilgerstelle des Bistums Mainz betreut, die seit April beim Institut für Spiritualität angesiedelt ist. „Mit der Eröffnung des Martinuswegs im Bistum reihen wir uns in ein europäisches Projekt ein“, betont Dr. Bernhard Deister, Leiter des Instituts. „Auf der Route wollen wir Anregungen geben für das betende Unterwegs-Sein. Das kann etwa ein QR-Code sein mit Inspirationen zu einem besonden Ort.“ Er weist daraufhin, dass es beim Pilgern darum geht, das eigene Leben in den Blick zu nehmen, in eine Richtungsänderung zu kommen, auch gesellschaftlich.
Zur Sache:
- Am 31. Mai werden die GPS-Daten der Etappe im Bistum freigeschaltet: www.bistum-mainz.de [1]
- Am 30. Mai um 13.30 Uhr Gottesdienst im Wormser Dom mit Bischof Gebhard Fürst aus Rottenburg-Stuttgart und Weihbischof Udo Markus Bentz.
- Am selben Tag um 16.45 Uhr Segnungsgottesdienst mit Enthüllung eines Schildes zur Pilgerroute in St. Martin in Worms.
- Am 31. Mai Pilgerauftakt in Bodenheim um 8.30 Uhr mit Bischof Fürst und Gemeindereferent Oliver Gerhard. Eine Strecke wird zusammen mit Bischof Peter Kohlgraf gepilgert. Um 15.30 Uhr gemeinsames Pontifikalamt im Mainzer Dom mit Eröffnung der Martinusweg-Etappe im Bistum.
- Der Martinusweg verbindet Orte aus dem Leben des heiligen Martin (316 bis um 400). Die Pilgerroute beginnt an seinem Geburtsort Szombathely in Ungarn und endet im französischen Tours, wo Martin als Bischof wirkte und wo sein Grab liegt.
- In der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben sich Christen zur „Martinusgemeinschaft“ zusammengeschlossen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Martinusweg als Pilgerweg in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Der private kirchliche Verein hat sich 2012 in Rottenburg gegründet. (red)
Von Anja Weiffen