Fast 70 Frauen setzen sich mit ihrer Predigt für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche ein. Sie haben sich für den kfd-Predigerinnentag gemeldet und werden in einer Eucharistie- oder Wortgottesfeier das Evangelium auslegen. Dreizehn Predigerinnen geben der Aktion in besonderer Weise ihr Gesicht und werden an zwölf Orten im gesamten Bundesgebiet sprechen.
02.05.2023
Kurzinterview "Moment mal" mit Patricia Kraus
Tag der Junia – Predigerinnentag
Am 17. Mai findet aus Anlass des Gedenktags der Apostelin Junia bundesweit ein Predigerinnentag statt. Hierzu lädt die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ein. In der Fuldaer Stadtpfarrkirche predigt an diesem Tag um 18.30 Uhr Patricia Kraus (56), Geistliche Leiterin des kfd-Diözesanverbands und Lehrerin an einer Haupt- und Realschule in Hünfeld. Hans-Joachim Stoehr hat mit ihr gesprochen.
Haben Sie schon in der Kirche gepredigt?
Ja, schon öfters etwa in Wort-Gottes-Feiern oder Katechesen. Ich komme aus der Religionspädagogik, machte die Ausbildung zur Gemeindereferentin, bevor ich für das Lehramt studierte. Mir ist es ein besonderes Anliegen, die biblischen Texte so zu interpretieren, dass die Zuhörer und Zuhörerinnen erkennen, dass diese Texte bereichernd sind für ihr Leben.
Darum geht es ja auch beim Predigerinnentag. Wie bereiten Sie sich vor?
Erst recherchiere ich über die biblische Textstelle, dann lasse ich sie mehrere Tage auf mich wirken, um schließlich Verknüpfungen zu den Menschen heute herzustellen. Ich bin begeistert von der Schrift. Diese den Men-
schen in einer Eucharis-tiefeier nahezubringen, darauf freue ich mich.
Sie unterrichten in der Schule. Verstehen Schüler und Schülerinnen, dass laut Vatikan nur Priester in der Eucharistie predigen dürfen?
Nein, das kann ich ihnen nicht vermitteln. Die Gleichheit ist eine Errungenschaft von Revolutionen – etwa 1848 – , die unsere Gesellschaft, unseren Staat vorangebracht haben. Dass die Kirche bei der Gleichheit beziehungsweise Gleichberechtigung immer noch hinter dem deutschen Grundgesetz zurückbleibt, ist kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt. Das verstehen die jungen Menschen nicht, aber nicht nur sie. Mit der Folge, dass sich inzwischen auch engagierte Gemeindemitglieder enttäuscht abwenden.
Was sagen Sie Kritikern, für die nur Priester eine Predigt in der Eucharistiefeier halten dürfen?
Zunächst: Die ersten Zeuginnen der Auferstehung waren Frauen. Und Paulus spricht in seinen Schriften von Apostelinnen. Eine davon war Junia, aus der später ein Junius gemacht wurde. Wenn ich noch weiter zurückgehe, lese ich im Buch Genesis, dass Gott den Menschen geschaffen hat als Mann und Frau. Für mich steht fest: Frauen sind wie Männer seit den Anfängen bis heute begeistert für die christliche Botschaft, brennen für sie, sind beide gerufen, das Evangelium Jesu Christi weiterzusagen, zu verkündigen.
Interview: Hans-Joachim Stoehr
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